Geschichte der Meeburger Kirchenburg

 

         In der Mitte der Ortschaft, auf einer leichten Anhöhe, erhebt sich die Meeburger spätgotische Kirche, mit ihrem schlanken, gotischen Glockenturm an ihrer Westseite, umgeben von den beiden noch erhaltenen steinernen Wehrtürmen, der früheren ev. Volksschule und der Ringmauer. Vor allem diese letzten Bauten sind Zeugen der heldenhaften Vergangenheit der Meeburger Sachsen im Kampf gegen den Feind; die Meeburger Kirchenburg war ein geistlicher Zufluchtsort und jahrhundertelang auch ein schützendes Schild vor den eindringenden Feinden.

         Wann die Kirche erbaut wurde, kann nicht genau genannt werden. Architekt H. Fabini meint, daß die Mehrzahl der südsiebenbürgischen Basiliken bald nach 1200 entstanden sind.1) Schätzungsweise dürfte die Meeburger Kirche Ende 14.-Anfang 15. Jahrhundert, also zur Zeit der Spätgotik, als einfaches Gotteshaus ohne Glockenturm erbaut worden sein, wie es damals so üblich war. Aus der Schässburger Stuhlsrechnung der Jahre 1504-1506 sowie aus dem Hermannstädter Register von 1493 erfahren wir, daß auch der Gemeinde Meeburg Steuern wegen kirchlichen Bautätigkeiten ("pro structura ecclesiae in Meepurgh") erlassen wurden.2) Es ist die Zeit, in der das Gotteshaus als eine erste Wehranlage ausgebaut wurde, damit die Siedler den mongolischen und türkischen Feinden nicht mehr wehrlos gegenüberstanden. In dieser zweiten Bauetappe wurde der westliche Teil der Kirchenmauern verstärkt und über ihnen ein Glockenturm errichtet - vielleicht jener, der auf der Zeichnung Schlichtings aus der Mitte des vorigen Jhs. zu sehen ist und der den Glockentürmen der Nachbargemeinden Radeln und Arkeden ähnelt. Dieser Turm hatte unter seinem Ziegeldach einen Wehrgang, damit die Siedler sich vor dem Feind besser verteidigen konnten.

         Die Strebepfeiler um Schiff und Chor der Kirche verband man mit steinernen Bogen untereinander und darüber wurde ein hölzerner Wehrgang mit Pechnasen und Schießscharten errichtet, nachdem man die Chor- und Saalmauern über der gewölbten Kirchendecke erhöht hatte. Ein sattelförmiges Ziegeldach deckte die Kirche ab (siehe auch Schlichtings Zeichnung aus dem vorigen Jh.3) Auf den Glockenturm gelangte man über die heute noch erhaltene hölzerne Wendeltreppe an der Südseite der Kirche, über diese vielleicht auch zu dem Wehrgang. Bischof G. D. Teutsch vermerkt nach seiner Kirchenvisitation im Jahre 1884 in Meeburg einen Rundbogenschaden an der Kirche bei der alten Steintreppe, deren Spuren heute nicht mehr sichtbar sind, und die möglicherweise zum Wehrgang geführt haben könnte. Vielleicht wurde sie während der Umbauarbeiten Ende des vorigen Jhs. beseitigt und an ihrer Stelle das heutige Fenster über der südlichen Männerempore errichtet. (Auf der Zeichnung von Schlichting ist sie nicht erkennbar; vgl. jedoch die Skizzen von W. Horwath).

         Martin Schlichting war im vorigen Jahrhundert k. u. k. Unterrechnugskommissär und hat auf seiner Reise durch Siebenbürgen in der Mitte des vorigen Jhs. über hundert Kirchenburgen in seinen beiden Skizzenbüchern für die Nachwelt in Zeichnungen festgehalten - darunter auch die Meeburger Kirchenburg.4)

         In einer weiteren Bauetappe verstärkte man die Wehrbarkeit noch mehr: die Kirche wurde von einer Ringmauer (oder Bering) umgeben, in die man wohl auch in derselben Zeit angeblich vier steinerne Wehrtürme einbaute. Heute sind noch zwei davon erhalten. Der Kirchhof heißt in Meeburg "Friedhof" und der eigentliche sächsische Friedhof, auf dem Berg im Norden des Dorfkerns, heißt heute "Begräbnis".

         In der vorletzten Bauetappe Ende des vorigen Jahrhunderts wurden der nun überflüssige Wehrgang an der Kirche sowie der erwähnte Glockenturm abgetragen und vor den westlichen Kircheneingang baute man den heutigen hohen, schlanken Glockenturm. Wahrscheinlich auch in dieser Zeit ersetzten die Sachsen die Ringmauer im Südwesten durch das heutige Schulgebäude.

         Am Anfang dieses Jhs. trug man auch den nordöstlichen Wehrturm ab, den man beispielsweise auf alten Postkarten noch erkennen kann; an fast den gesamten Teil der östlichen inneren Ringmauer errichtete man eine ebenerdige Speckkammer.

         Das Erdgeschoß des heutigen Glockenturms ist der Vorraum des Kirchenschiffs und wird durch zwei spitzbogige Seitenfenster erhellt. In seinem ersten Stock besitzt der Glockenturm an jeder Seite ebenfalls je ein Spitzbogenfenster. Das Fenster zum Kircheninneren, über der Burschenempore, ist zugemauert. Hier im I. Stock, der sich auf gleicher Ebene mit dem Dachboden der Kirche befindet, werden die Glocken an langen Hanfseilen geläutet. Diese hängen aus dem dritten Stock herab, wo sich die drei Glocken befinden und je zwei gotische Fenster die vier Mauern durchbrechen. Dazwischen befindet sich das Stockwerk der Turmuhr, deren Zifferblätter zu jeder der drei Hauptstraßen zeigen. (Schon seit Jahren ist diese Uhr allerdings nicht mehr in Betrieb).

         Das hohe spitze Turmdach endet mit einer Kupferkugel, eigentlich zwei zusammengebaute Kupferkessel.

Auf der Südseite wird die Kirche von sechs Steinpfeilern gestützt, zwischen denen sich fünf Spitzbogenfenster befinden. Auf der gegenüberliegenden Seite sind es vier Stützpfeiler und zwei Fenster. Der größte Teil wird da von der Sakristei eingenommen, ein Anbau mit einem Tonnengewölbe, wo bis zur Reformation die Gegenstände für die kath. Messe aufbewahrt wurden. Erwähnenswert ist die schmiedeeisern verzierte Sakristeitür, die aus dem Jahre 1687, aus der Amtstätigkeit des Pfarrers Rhodius stammte und die man noch um die Mitte dieses Jahrhunderts dort bewundern konnte.

         Der interessanteste der beiden erhaltenen Wehrtürme ist der viereckige Südostturm neben dem früheren Pfarrhaus. Er diente früher auch zu Verteidigungszwecken, was seine heute noch vorhandenen schlüsselförmigen Schießscharten, seine Pechnasen darunter und weiter unten seine in drei Reihen übereinander angeordneten Maulscharten bezeugen, die mit je einem Holz verschlossen werden können.

         An der Südseite des Turmes erkennt man auch heute eine Sonnenuhr, allerdings kann man den Bibelspruch nicht mehr lesen, der noch vor kurzer Zeit an der Mauer unter den kunstvoll geformten Dachziegeln stand und den Glauben an Gott vorwiegend in den Belagerungszeiten noch mehr stärkte: "1664: Audi Israel, hoc dicit dominus: Maledictus, qui confidit in homine" - 5.Buch Mose, Kap.6 - 5)

         Ins Erdgeschoß des Wehrturms gelangte man durch die Tür aus dem Kirchhof, sowie durch eine zweite aus dem Pfarrhof (möglich daß letztere später hinzugefügt wurde). Ins erste Stockwerk stieg man über eine hohe Holztreppe aus dem Kirchhof, die in den 80er Jahren dieses Jahrhunderts von den Meeburger Schreinermeistern erneuert wurde.

         Ein ähnlicher Turm befand sich auch an der Nordostecke der Ringmauer, der noch auf einer Postkarte aus der Zeit nach dem I. Weltkrieg zu erkennen ist. Heute ist da an der Gesamten Innenseite der östlichen Ringmauer eine ebenerdige Bastei.

         Im Nordwesten der Kirchenburg, an der Straße, befindet sich der sechseckige Wehrturm, wo in einer Nische die Jahreszahl 1675 (wahrscheinlich seit einer Renovierung) steht.

         Gegenüber, in der südwestlichen Ecke, erhebt sich die frühere ev. Volksschule, die 1900 fertig errichtet war und folglich auf der Zeichnung Schlichtings nicht erkennbar ist.

         Wo sich früher der Eingang zur Kirchenburg befand, kann man heute nicht genau sagen. Gewöhnlich war er in Siebenbürgen unter dem sogenannten Torturm und ließ sich so leichter verteidigen. Der heutige Eingang erfolgt direkt von der Straße her, also aus dem Westen, wo die Ringmauer durch ein Eisengitter ersetzt wurde. An der Südseite, gleich hinter der Schule, ist ein Tor in der Ringmauer, vor das die LPG in den 50er Jahren dieses Jahrhunderts eine Garage für den Lkw gebaut hat.

         Es kann jedoch angenommen werden, daß früher vor der ganzen Südseite ein sogenannter Zwinger aufgebaut war, in dem die Belagerten einen Teil ihres Viehs zusammenpferchten. (Im benachbarten Radeln ist bis heute zwischen den beiden Ringmauern so ein Zwinger zu erkennen). In der Nachkriegszeit hatte die Schule in diesem vermutlichen Zwinger ein Gärtchen angelegt. Das vorhandene Tor hinter der Garage konnte demnach zu diesem Vorhof der Kirchenburg geführt haben und vielleicht befand sich der Torturm früher mal da, wo die heutige Schule steht (1836 wird auf dieser Hausnummer im Steuerregister ein Bürger namens Schwartz, vermutlich der Burghüter, verzeichnet).

         Die Ringmauer war früher fast doppelt so hoch wie heute, und die Spur des abgetragenen Teils kann man am Südostturm deutlich erkennen. Nach der Zeichnung war sie ebenfalls mit Schießscharten versehen.

         An der Ringmauer im Kirchhof befanden sich die überdachten Kornkästen, in denen vor allem das Getreide gelagert wurde. Vermutlich am Anfang dieses Jahrhunderts wurden sie abgetragen. Die Wehrtürme wurden noch bis vor kurzer Zeit als Speckkammern genutzt, da sich der Speck in den dicken Steinmauern auch im Sommer kühl aufbewahren ließ.

         Ob und wo sich in der Kirchenburg ein Brunnen befand, ist nicht bekannt.

         Durch den spitzbogigen Haupteingang unter dem Glockenturm gelangt man in den sogenannten Vorraum der Kirche und von da ins Kirchenschiff. Im Vergleich mit anderen Kirchen Siebenbürgens ist die Meeburger Kirche klein, jedoch sind ihre künstlerischen Werke bedeutend. Dazu sagen Gisela und Otmar Richter: "Lateinisch verfaßte Texte auf wenigen erhaltenen Epitaphien in dem schmalen Kirchlein zu Meeburg, wo man sich beinahe von Empore zu Empore die Hände reichen kann, bezeugen den einstigen geistigen Horizont Meeburgs in humanistischer Zeit".6)  Diese Tafeln sind gewöhnlich Lobpreisungen an Gott und die Kirche, heute noch deutlich am Burschengestühl über dem Westeingang und am Konfirmandengestühl, weniger aber an den Männeremporen, zu erkennen.

         Die Länge des Kirchenschiffs, oder Saals, beträgt 12 m und seine Breite 6 m - an seinem Westende, unter dem früheren Glockenturm, wo die Kirchenwände verstärkt wurden, ist das Schiff nur 4,80 m breit. An das Kirchenschiff schließt sich im Osten der polygonale Chor an, mit dem 1513 datierte Flügelaltar im Hintergrund und der Orgel auf der Empore darüber. Der Altar sowie das Kircheninnere ähnelt am meisten mit dem der Nachbargemeinde Radeln. Beide stammen aus der Schule des Nürnberger Bildhauers Veit Stoß, dessen Söhne Veit und Johann als Bildhauer bzw. als Maler in Siebenbürgen tätig waren.

         In der Mitte des Altars steht eine Holzfigur, die Jesus darstellt, u. z. nicht gekreuzigt, wie des öfteren abgebildet, sondern in erstarrter Bewegung. Nach dem Kunstforscher V. Roth muß die Meeburger Christusstatue "als eine der glücklichsten Schöpfungen der Holzplastik in Siebenbürgen bezeichnet werden, aber es zeigen sich in der ganzen Auffassung, der Körperhaltung, der glatten Modellierung des Kopfes und der Hände scharf ausgeprägte, künstlerische Eigentümlichkeiten, die an den Statuen in Radeln nicht vorhanden sind.

         Jesus ist in Meeburg als Weltherrscher gedacht. Der rechte Fuss ist nach auswärts gekehrt, die Gestalt in den Hüften zierlich gebeugt. Mit der rechten Hand weist der Heiland gen Himmel, mit der anderen hält er die Weltkugel, das in den Nacken zurückgelegte Haupt mit dem wie in gläubiger Verzückung nach oben blickenden Antlitz neigt sich nach der rechten Seite. Das alles verrät die individuellste Darstellungsweise, eine ganz persönliche Auffassung. Auffallend ist auch der aus Holz geschnitzte, aus vergoldeten Strahlen bestehende Heiligenschein, der weder in dieser noch in einer anderen Ausführung an Holzstatuen in Siebenbürgen ein zweites Mal zu finden ist. Störend wirkt es, daß die Weltkugel auf dem Handteller nur lose, gleichsam schwebend angebracht ist. Die Technik der Statue ist, in Sonderheit bei der Wiedergabe der wie durch einen Luftzug dem Körper angeschmiegten Gewandteile, meisterhaft gehandhabt worden.

         Auch die Meeburger Statue verkörpert die Tatsache ..., daß zu einer Zeit, als in Siebenbürgen in der Architektur noch allgemein die Spätgotik vorherrschte, die Renaissance auf dem Gebiete der Plastik und Malerei durch alle Tore einzudringen begann".7)

         Können die wertvollen Statuen des Radler Altars dem Bildhauer Veit Stoss zugeschrieben werden, so ist das mit der Meeburger Christusstatue also nicht der Fall.8)                            Es wird von einigen Fachkundigen angenommen, daß diese Christusstatue nicht das Original ist und dem Altar nur später hinzugefügt wurde. Die Sage erzählt, daß die Gemeinde sie aus dem Nonnenkloster von der Mädelkoppe erhielt.

         Nach Meinung der letzten Restauratoren ist die Christusstatue: eine barocke Ersatzfigur vom Ende des 17. Jahrhunderts, (also fast 200 Jahre jünger als der Altar) die ihre Bewunderung der Anhänglichkeit der evangelischen Bevölkerung Meeburgs verdankt.9) Vielleicht ist das Original tatsächlich während der Türkenkriege abhanden gekommen, wie die sieben verlorengegangenen Statueten in den heute leeren Altarnischen neben der Zentralfigur, so wie jene in der Predella unter ihr, deren Schicksal heute unbekannt ist.

         Der Flügelaltar hat bekanntlich eine Festtags- und eine Werktagsseite. Die Festtagsseite zeigt neben der Zentralfigur auf den geöffneten Altarflügeln vier Bildszenen aus dem Leben der heiligen Ursula. Die Legende berichtet, daß die christliche Tochter des Königs von Bretagne vom englischen Königssohn gefreit wurde. Vor ihrer Heirat mit dem noch heidnischen Jüngling wollte sie den Segen des Papstes empfangen. So fuhr sie mit einem großen Gefolge den Rhein aufwärts und gelangte schließlich nach Rom, von wo sie nach ihrer Segnung in Begleitung des Papstes Cyriakus zurückkehrte. In Köln sollte sie ihr Verlobter empfangen. Hier fanden sie jedoch die Stadt von den Hunnen belagert vor. Da Ursula den feindlichen Fürsten verschmähte, wurde sie samt ihrem Gefolge, zusammen mit ihrem Verlobten und sogar dem Papst niedergemetzelt. Dieses Martyrium soll sich zur Zeit des Kaisers Marcianus im Jahre 452 ereignet haben.10)

         Aus dieser im Mittelalter wohlbekannten Legende sind auf dem Meeburger Ursulinenaltar vier Bilder dargestellt: die Fahrt rheinaufwärts, der Kirchgang in Rom, die Einsegnung durch den Papst Cyriacus und schließlich das Martyrium in Köln. Diese Bilder werden dem Meister Johann Stoss - dem Sohn des Nürnberger Bildhauers Veit Stoss - zugeschrieben, der in Schässburg eine Werkstatt hatte (aus der auch die Altäre von Radeln, Schweischer, der Schässburger Martinsaltar u. a. abstammen). Sie weisen Züge spätgotischen Kunstempfindens auf: fehlende dramatische Ausdrücke, eine gewisse Einförmigkeit der Gesichter und reiche Patrizierkleidung mit einer polnischen Note (Veit Stoss lebte längere Zeit mit seiner Familie in Polen).11)

         Diese Bildgeschichte der heiligen Ursula ist in vergoldete Rahmen mit Baldachinen eingefaßt. "Das Rankenwerk und die Abschlußstücke des Mittelschreins sind zum Teil reine Spätgotik, wie in Meeburg" ...12) Der Meeburger Altar ist auch im Kalender "Bilder aus Siebenbürgen 1994" vom Bilderdienst Siebenbürgen in Darmstadt dargestellt.

         In der Fastenzeit blieben die Altarflügel geschlossen. Darauf kann man acht Bilder aus der Leidensgeschichte Jesu erkennen. Sie sind wahrscheinlich nach dem Vorbild Dürers gemalt: von links oben - 1. Gebet auf dem Ölberg, 2. Gefangennahme Jesu, 3. Jesus vor Pilatus, 4. Geißelung, 5. Dornenkrönung, 6. Ecce-Homo, 7. Kreuztragung und 8. Kreuzigung. Nach den Kunstforschern V. Roth und V. Vátásianu sind diese Bilder von minderer Qualität als die vorher beschriebenen und könnten einem Gesellen aus der obenerwähnten Werkstatt zugeschrieben werden.13 Auch hier sind die polnischen Züge erkennbar, allerdings fehlen die vergoldeten Verzierungen. 1971/72 wurde der Altar in der landeskirchlichen Restaurierungswerkstatt in Kronstadt von Fr. Gisela Richter restauriert.

         Auf dem Altar befindet sich die Chorempore, worauf die Orgel aufgebaut ist, so daß der obere Teil des Altars, mit den geschnitzten Verzierungen, zugleich die Emporenbrüstung bildet. Die jetzige Orgel wird 1913 in der Meeburger neueren Chronik erwähnt und scheint nicht von hoher Qualität zu sein, zumal auf eine längst fällige Restaurierung immer wieder verzichtet wurde. Der mit einem Pedal betriebene Blasebalg der Orgel befindet sich im angebauten Raum zwischen den beiden Stützpfeilern hinter dem Chor.

         Auf die Chorempore gelangt man vom Kirchhof her, wobei das Fenster im Südosten dazu als Eingangstür umgestaltet wurde.

         An der inneren Nordwand des Chores, zwischen dem Kirchenschiff und der Sakristeitür, befindet sich die gemauerte Kanzel, also der sogenannte Predigerstuhl, von wo der Pfarrer (früher auch der Prediger) stehend zu der Kirchengemeinde sprach. Darüber hängt der kunstvoll geschnitzte Baldachin, ähnlich wie im nahen Hamruden. Zwei Engel sitzen da auf einer Krone, einer hält unter anderem die beiden Tafeln mit den 10 Geboten in der linken Hand, der andere die Weltkugel. Über ihnen schwebt ein Heiligenschein mit weißen Wolken im symbolischen Dreieck angeordnet. Blumen und Blätterranken vervollständigen die Verzierung.

         Vor der Kanzel steht das sechseckige, kelchförmige Taufbecken aus Stein.

         Auf der anderen Seite der Sakristeitür, ebenfalls an der inneren Nordwand, befindet sich die hölzerne Pfarrersbank mit Seitenstützen, Armlehnen, Rückenwand, Pult und Bekrönung. Vor ihr, wie auch vor dem gegenüberliegenden Presbytergestühl, steht je eine Bank. Hier hatten die Kinder ihre Plätze.

         Neben der Pfarrersbank, teilweise unter dem Altar, ist das ebenso ausgestattete, schmale Konfirmandengestühl. Hier saß früher anscheinend der Schässburger Bürgermeister Johann Schuller von Rosenthal (an der Rückwand kann man die Inschrift: "J. Schuller, ProConsul Schässburg, 1696", sowie das beschriebene Wappen und den Wahlspruch des früheren Bürgermeisters erkennen . .per spinas ad rosas.). An der Bekrönung steht die lat. Inschrift: "In Honorem Dei et Eclesiae" ...

         Bis Ende der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts saßen die Jungen in der Kirche unter dem Altar. Die (unkonfirmierten) Mädchen saßen auf den beiden Bänken davor.

         Später, als die Kirchengemeinde zu schrumpfen begann, saßen die Mädchen in den ersten Bänken der Mädels, vor der Kanzel, und die Jungen nahmen ihre Plätze auf den beiden Bänken vor dem Altar ein.

         An der südlichen inneren Chorwand war das Pultgestühl des Kirchenvorstands und jenes der alten Männer. Außer den Gemäldetafeln mit pflanzlicher Ornamentik befindet sich hier an der Wand auch eine Tafel mit der Jahresinschrift 1768, dieselbe Jahreszahl wie an der Parrersbank. Darüber sind die hölzernen Nägel angebracht, die zur Aufbewahrung der Kopfbedeckung während des Gottesdienstes dienten.

         Das eigentliche Gestühl für die Gottesdienstbesucher befindet sich im Kirchenschiff. Am höchsten ist die Burschenempore über dem Haupteingang angebracht, an der man außer einer lat. Inschrift die Jahreszahl MDCXCIIX lesen kann. Auch hier sind Tafeln mit Szenen aus der Leidensgeschichte Jesu in einem vorherrschenden Rot bemalt. Darunter, über dem Eingang, ist die Inschrift: "Georg Galter Ortspfarrer; Michael Folbert, Petrus Seiler, Kirchenvater; Anno 1854" wahrscheinlich seit einer Renovierungsarbeit zu lesen.

         Entlang der beiden Seitenwände sind die langen Männeremporen zweireihig übereinander angebracht (die höheren für die jungverheirateten Männer). Die Tafeln an den Emporenbrüstungen wurden nicht nur mit Blumen- und Pflanzenmalereien ähnlich den Bauernmöbeln verziert. Sie sind auch symbolisch nach verschiedenen biblischen Themen mit Architektur-, Fabeltier- und sogar menschlichen Darstellungen geschmückt (der Drache, der Löwe, das dreieckige Gottesauge, die beiden Tafeln mit den zehn Geboten u. a. sind erkennbar). Allerdings sind sie von minderer Qualität als beispielsweise die Altarmalereien. Am nördlichen Männergestühl, neben der Kanzel, kann man die Jahreszahl 1770 lesen.

         Neueren Datums ist das Frauengestühl, das sich unten im gesamten Kirchenschiff befindet. Es ist ohne Rückenlehne und Pult, mit Ausnahme der Pfarrerinnen-Bank auf der linken Seite des schmalen Ganges, vor der die weibliche Jugend auf den Bänken bis unter die Kanzel saß. Auf der anderen Seite, an der Südwand, verlängert sich das Gestühl der alten Männer aus dem Chor teilweise bis unter die Männerempore. Davor steht ein geschnitzter Holzleuchter.

         Licht spenden tagsüber die zwei nördlichen sowie die fünf (in ihren spitzen Bogen mit den bekannten Paßverzierungen ausgeführten) südlichen Fenster und am Heiligen Abend die drei mächtigen, von der Decke herabhängenden Kerzenleuchter.

         Die gewölbte Decke des Chores wird von einem Netz von 20 Steinrippen getragen, die in der Mitte der Decke durch drei runde Schlußsteine verbunden sind. Am anderen Ende, im Sockelbereich, gehen die Steinrippen in 10 halbkreisförmige Pfeiler über, die sich auf konzentrisch verengte Halbkreisbasen in den Seitenwänden stützen. Die gewölbte Deckenform kann man unter dem gesamten Kirchendach deutlich erkennen.

         Für die Wärme der Kirchgänger im Gotteshaus sorgten im Winter vorwiegend die krausen Mäntel, die Kürschen und die Kirchenpelze, denn in dem vorhandenen Ofen wurde fast nie Feuer gemacht.

         Sonstige Verzierungen waren die vom Frauenverein gestickten Samtbehänge vor dem Altar, der Kanzel und über dem Pult auf dem Taufbecken:

- schwarze Behänge in der Advent-, Fastenzeit und an Trauertagen, mit folgenden Sprüchen: "Unser täglich Brot gib uns heute", "Herr führe uns deine Wege" und "Herr deinem Rufe folgen wir";

- dunkelrote in der Festtagszeit (also von Weihnachten bis Pfingsten): "Gott ist die Liebe", "Liebet euch untereinander" und "Lasset die Kindlein zu mir kommen";

- dunkelgrüne in der übrigen Zeit, nach Pfingsten, mit den Sprüchen: "Ich bin das Brot des Lebens", "Rede Herr, denn dein Knecht hört" und "Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden".

         1933 wurde über dem westlichen Kircheneingang eine Marmorplatte mit den gefallenen Meeburger Helden des I. Weltkriegs angebracht, in der Zwischenkriegszeit ein Bild mit Fotos von den Kämpfern des I. Weltkriegs über der Sakristeitür im Kircheninneren. In den 60er Jahren wurde auch ein Bild mit Fotos der Meeburger Gefallenen des II. Weltkriegs sowie eins mit den verstorbenen Russlandverschleppten fertiggestellt und auf beiden Seiten des Kircheneigangs unter dem Glockenturm angebracht.

         Früher waren die beiden blau-roten sächsischen Fahnen an den Männeremporen vor dem Chor befestigt. Teppiche wurden nur in der letzten Zeit vor dem Altar ausgebreitet.

         Der Kirchenschatz besteht aus dem vergoldeten, mit Edelsteinen besetzten Silberkelch vom Anfang des XVI. Jahrhunderts, aus der zinnernen, leicht beschädigten Abendmahlskanne, die mit der eingefügten Gußröhre, mit einem lat. Spruch und der Jahreszahl 1661 verziert ist (die Meeburger haben diese Kanne vor der großen Auswanderungswelle Anfang der 90-er Jahre des 20. Jahrhunderts zur Aufbewahrung an die Landeskirche abgegeben), sowie aus der weiterhin benutzten zinnernen Abendmahlskanne mit geometrischem Muster von 1669. Dazu können noch die beiden Kerzenständer aus Messing gezählt werden, die vor dem Altar ihren Platz haben, allerdings von minderer Qualität sind.

         In der Sakristei war ein Bild mit einem reich geschnitzten Holzrahmen, dessen lat. Text Auszüge aus dem Lebenslauf des Pfarrers Daniel Köhler (Meeburger Pfarrer zw. 1750-1761) enthielt. Über seine Witwe "Catharina" soll in der Kirchenrechnung von 1761 folgendes gestanden sein: "Sie hat wohl auch die hölzerne Gedenktafel für Daniel Köhler anfertigen lassen, die jetzt in der Sakristei hängt. Dort ist sein Geburtsjahr, 1696 und der Tag seines Todes, 22. Januar 1761, angegeben".14) Ebenfalls in der Sakristei waren vor einigen Jahren zwei dicke Bibeln mit Holzdeckeln aus dem 18. Jahrhundert, eine in weiß, die andere in braunes Leder gebunden, die heute anscheinend im landeskirchlichen Archiv sind.

         Im obersten Stockwerk des Glockenturms, unter dem Dach, hängen die Glocken, die bis jetzt aus dem I. Stock vom Burghüter geläutet wurden; dieses nicht nur vor dem Gottesdienst, sondern beispielsweise auch wenn Gefahr drohte. Die drei alten Meeburger Glocken sind von Fr. Müller 1859 ausführlich beschrieben worden. Leider sind diese nicht mehr vorhanden; sie wurden in diesem Jahrhundert durch die jetzigen ersetzt.

         Die kleine Glocke stammte aus der vorreformatorischen Zeit und war die älteste ohne jegliche Inschrift. Die beiden anderen konnten nach ihren Verzierungen (Hirsch und betender Heiliger) dem XV. Jahrhundert als Entstehungszeit zugeschrieben werden: "Dem springenden Hirsch an der großen Glocke von Meeburg begegnen wir mit wenig bedeutender Abänderung an der Mediascher Glocke von 1449" ...15)

         Das Gießen einer Glocke war ein wahres Kunstwerk und um einen gewünschten Ton zu erzeugen, mußte nicht nur die Metallmischung genau stimmen, sondern auch die Maße . Die Maße der drei alten Meeburger Glocken waren folgende:

1. 18 Zoll Höhe, 15,2 Zoll mittl. Durchmesser, Ton unten = f;

2. 21 Zoll Höhe, 17,8 Zoll Durchmesser, Ton unten = g;

3. 22 Zoll Höhe, 23,8 Zoll Durchmesser, Ton unten = e.16

         Wie die obenerwähnten Glocken in der zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts verschwanden, ist nicht bekannt. Die heutige kleine Glocke hat die Jahreszahl 1902 eingraviert. Am 23.10.1916 , gemäß der Chronikaufzeichnung, holten Militärbehörden die mittlere Glocke von 165 kg, "ohne Inschrift", für Kriegszwecke ab. Am 26.11.1917 wurde auch die große Glocke, von 1905, für Kriegszwecke abgeholt. Sie wog 225 kg, und die Landeskirche erhielt ebenfalls 4 Kronen pro kg ausbezahlt, wie bei der vorigen.

         1920 gründete die Kirchengemeinde einen Glockenfond, und - auch mit finanzieller Hilfe der in Amerika lebenden Meeburger - am 10.10.1922 konnte die neue Glocke eingeweiht werden. Allerdings erhielt sie am Neujahrstag 1940 einen Riß und wurde danach nicht mehr benutzt. Erst am 8.11.1961 wurde sie nach Bukarest zum Umgießen geschafft und am zweiten Christtag desselben Jahres weihten die Meeburger Sachsen die heutige große Glocke ein. Weil diese einen so wunderbaren Klang hatte, bestellten sie gleich noch eine, die sie am 13.05.1962 einweihten. Diese mittlere Glocke ist jedoch von mindere Qualität und hat einen weniger schönen Klang als die vorhin genannte.

         Im I. Weltkrieg waren nicht nur die Glocken, sondern auch das kupferne Turmdach begehrtes Kriegsmaterial. Erst nach der Absprache mit dem von der Armee gesandten Kronstädter Ing. Reinhold Siegmund verzichtete die Gemeinde auf das kupferne Turmdach und ließ anstelle dessen von den Soldaten bis 8.08.1818 den Turm mit verzinktem Blech neu decken, wobei auch vier Türmchen aufgesetzt wurden, die früher die Gerichtsbarkeit einer Gemeinde verkündeten (angeblich ein früheres Meeburger Recht). Diese vier Türmchen sind auf Meeburger Fotos aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu erkennen. 1937 wurde dieses Dach erneuert; es hatte doch nicht so lange gehalten, wie die Spengler 19 Jahre zuvor garantierten. 1975, zur Amtszeit des Katzendorfer Pfarrers Hermann Sonntag, ließ die Gemeinde das Kirchendach mit roter Grundfarbe und darauf grün anstreichen. Außer den erwähnten Bauetappen wurden oft auch Renovierunsarbeiten an der Kirchenburg durchgeführt.

 

Anmerkungen:

1 H. Fabini, Kirchenburgen in Siebenbürgen, S.62

2 W. Horwath, Siebenbürgisch-sächsische Kirchenburgen, S.2

3 ebenda, S.1

4 H. Fabini, Kirchenburgen in Siebenbürgen, S.232

5 W. Horwath, Siebenbürgisch-sächsische Kirchenburgen, S.2

6 Gisela und Otmar Richter, Siebenbürgische Flügelaltäre, S.160

7 V. Roth, Deutsche Plastik in Siebenbürgen, S.48-50

8 ebenda

9 Gisela und Otmar Richter, Siebenbürgische Flügelaltäre, S.164

10 Erna und Hans Melchers, Das grosse Buch der Heiligen, S.686-687

11 V. Vátásianu, Istoria artei feudale în Tárile Románe, Bd.I, S.793-795

12 V. Roth, Deutsche Plastik in Siebenbürgen, S.48-50

13 ebenda

14 G. Arz, Series Pastorum, 1955

15 Fr. Müller, Zur älteren siebenbürgischen Glockenkunde, in Archiv ..., Bd.IV, S.211

16 ebenda, S.242