Siebenbürgisches Magdeburg



„Der Ortsname Meeburg (rumänisch Beia, Benedicta) ist ein siebenbürgisches Magdeburg“, schrieb der Sprachforscher Gustav Kisch in seiner Untersuchung „Siebenbürgen im Lichte der Sprache“. Freilich ist das Dorf Meeburg – an der Eisenbahnlinie im Repser Ländchen gelegen – und seine Ortssage in Siebenbürgen auch nicht annähernd so bekannt wie die Stadt Magdeburg in der DDR, obwohl nicht nur die Meeburger Gegend von Michael Albert in seinem Gedicht „Der Pfarrer aus dem Haferland“ beschrieben wurde, sondern auch das Dorf selbst von verschiedenen Sprachforschern und Historikern wie A. Schullerus, Gernot Nussbächer u.a. gelegentlich erwähnt worden ist.

Eine der schönsten Meeburger Sagen berichtet über die Entstehung des deutschen Ortsnamens „Meeburg“. Vor vielen, vielen Jahren, als noch die Türken und Tataren das Land ausplünderten, lag in nordwestlicher Nähe des Dorfes eine Gemeinde namens Rumes oder Romes. Nachdem die Pest die Gemeinde heimgesucht hatte, überlebten nur noch ein paar Frauen, welche – um sich zu retten – das Dorf anzündeten und es verließen. Heute erinnert nur noch der ungarische Flurname „Romocsag“ (nur Trümmer) an diesen Ort. Keine der Nachbargemeinden wollte angeblich die Frauen annehmen und so bauten sie mit Hilfe einiger Hirten auf einem Berg im Süden Meeburgs - „Koppe“ oder auch „Mädelkoppe“ genannt - ein „Kloster“ (eigentlich ein kleines Gebäude aus Stein). Heute werden für Flurteile aus der Region noch die rumänischen Flurnamen „Dealul Chiliei“ (Klosterberg) und „Pàrául Chiliei“ (Klostergraben) gebraucht. [In den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden Steine von den Mauerresten des Gebäudes für den Bau der Meeburger rumänischen Schule verwendet].

Wie lange diese Nonnen dort lebten, ist unbekannt. Eine andere Sage berichtet, daß sie von der Nachbargemeinde Arkeden aufgenommen worden seien, welche so auch den Hattert [Gemarkung] des abgebrannten Dorfes erhielt, um den es später immer wieder Streit zwischen Meeburg und Arkeden gab. Ein Mädchen jedoch blieb im Kloster auf dem Berg zurück, von wo es acht Dörfer aus der Umgebung erblicken konnte, die es mit ihren verschiedenen Fahnen vor der nahenden Türkengefahr warnte. Eines Tages wurde es von einem Meeburger Bauern, der in der Nähe pflügen war, tot aufgefunden. Die Meeburger Bewohner beerdigten das Mädchen und erhielten so die Holzfigur Jesus‘ die man auch heute noch im Meeburger Flügelaltar bewundern kann. Nach dieser Zeit soll die Ortschaft an der Mädelkoppe den heutigen Namen erhalten haben. Der deutsche Ortsnamen Meeburg ist also aus zwei Substantiven entstanden: „Meet“ (siebenbürgisch-sächsisch Jungfrau < mhd. Maged - „Magd“) und Burg. Früher soll der Berg im Süden Meeburgs deutsch „Mädchenberg“, ungarisch „Leányhalom“ geheißen haben.

Im Jahre 1488 wird der Name „Meeburch“ verzeichnet; 1494 ist der Name „Mebwrg“ urkundlich erwähnt und 1504 werden die Formen „Meepergh“, „Meepwrg“ und „Meepwurgh“ verzeichnet (nach Coriolan Suciu, Geschichtliches Wörterbuch der Ortschaften in Siebenbürgen).

Die erste urkundliche Erwähnung Meeburgs („Bene“) stammt vom 15. Juli 1442 wie aus einem in der „Festung Bene“ geschriebenen Brief des Siebenbürgischen Fürsten Johannes Hunyadi hervorgeht. Die Ortschaft erhielt diesen Namen wahrscheinlich gleich nach ihrer Entstehung, nicht aus „benedicta“, wie früher angenommen wurde, sondern aus „Benedictus“ möglicherweise der Name des „Graefs“ oder Priesters, welcher die deutschen Ansiedler in das Einwanderungsgebiet führte. Der Historiker Thomas Nägler [„Die Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen“] behauptet, daß die Anführer der Ansiedler gewöhnlich Adlige oder Priester waren. Aus dem lateinischen „Bene“ sind dann die ungarischen und rumänischen Formen des Ortsnamens der Gemeinde entstanden (1733 „Szász-Bene“, 1750 „Beje“, 1850 „Beja“, 1913 „Homorodbene“ – nach C. Suciu) ...

Michael Schuller, in „Karpatenrundschau“, 10. Juli 1987